Beziehungsfreude durch Babyzeichensprache

Heute geht es um die Babyzeichensprache als Möglichkeit der Beziehungsfreude. Wenn du bereits den Beitrag über die Dunstan-Babysprache gelesen hast, fragst du dich vermutlich, was da jetzt der Unterschied sein soll. Die Dunstan-Babysprache kannst du vom ersten Lebenstag deines Babys nutzen, indem du aufmerksam zuhörst. Die Babyzeichensprache wiederum ist für ältere Babys ab ca. 6 Monaten.

Was ist das nun?

Babyzeichensprache sind Gebärden. Wie du sicher weißt, braucht es bis ungefähr zum ersten Geburtstag, ehe ein Kind anfängt, erste Worte zu benutzen. Beachte, es gibt auch hier Unterschiede von Baby zu Baby. Die einen beginnen vielleicht schon mit 10 Monaten, andere erst mit 18 Monaten. Ihre Hände und die Motorik von kleinen Babys ist aber schon etwas eher ausgebildet, sodass sie zum Beispiel klatschen können, winken, die Arme hochheben, wenn sie auf den Arm wollen usw. Dein Baby weiß also schon viel früher, was es eigentlich möchte. Und da ist sie wieder – die Schwierigkeit, dass das Baby nicht oder nur schwer verstanden wird.

Was passiert, wenn dein Baby sich unverstanden fühlt?

Genau, es wird vielleicht traurig oder gar wütend. Es wird lauter und verzweifelter. So ähnlich geht es dir vielleicht auch. Du möchtest dein Baby so gerne verstehen und irgendwie klappt es einfach nicht. Das ist natürlich wenig förderlich für eure Beziehungsfreude. Du möchtest dein Baby gerne verstehen und dein Baby möchte verstanden werden.

Wie helfen da Gebärden?

Babyzeichen sind also Gebärden oder auch Handzeichen, die so kleine Hände durchaus schon in der Lage sind, auszuführen. Dein Baby kann mit ca. 6 Monaten einzelne Worte aus dem Singsang von Sprache heraushören und kennt deren Bedeutung. Wenn es das Wort Papa hört, weiß es ganz genau, wer damit gemeint ist! Was für eine großartige Sache! Aber… wie könnte es nach dem Papa fragen, wenn es doch das Wort nicht sprechen kann? Und hier kommen uns die Babyzeichen zu Hilfe!

Eine kleine Anekdote dazu aus meiner Babyzeichenerfahrung mit meiner zweiten Tochter:

Ich war für knapp eine Woche alleine mit meinen zwei Kindern zu Hause, der Papa war auf Geschäftsreise. Das Licht im Gäste-WC war kaputt und jedes Mal, wenn meine Tochter im Gäste-WC war, zeigte sie „Licht – kaputt – Papa – reparieren“.

Natürlich hätte ich sie auch verstanden, wenn sie nach oben zur Lampe gezeigt hätte… Und trotzdem waren solche Babyzeichenmomente einfach großartig. Sie konnte mir erzählen, was in ihrem Kopf vor sich geht – mit Babyzeichen.

Und weil man es sich so schwer vorstellen kann, direkt noch ein Abendritual als Anekdote dazu:

Jeden Abend, wenn ich sagte, dass wir ins Bett gehen, zeigte sie mir „Zähne putzen – Pipi machen – Buch (mit Hilfe der Zeichen meistens auch genau welches, z.Bsp. das Buch mit dem Hasen)- Puppe – schlafen“
Sobald diese Routine also erledigt war, gab es beim Verlassen des Zimmer immer noch ein „hab-dich-lieb-Zeichen“ dazu. Diese haben wir uns bis heute beibehalten, obwohl die beiden großen Kinder bereits 10 & 12 Jahre alt sind.

So, nun aber zurück zu den Babyzeichen und wie sie die Beziehung zu deinem Kind stärken.
Babys, die sich verstanden fühlen, sind seltener gefrustet und somit entspannter. Wenn du auf Anhieb verstehst, was dein Baby von dir möchte, bist natürlich auch du entspannter und es bleibt euch viel entspannte Zeit für gemeinsame Aktivitäten – ganz ohne Frust.

Zugewandte & bedürfnisorientierte Haltung

Meiner langjährigen Erfahrung nach, entwickeln Eltern, welche Babyzeichen mit ihren Babys nutzen, eine zugewandte und auch bedürfnisorientierte Haltung gegenüber ihren Babys. Sie schauen ihr Baby viel öfter beim Sprechen an. Sie sprechen langsamer und deutlicher – was natürlich vorteilhaft fürs Kind ist, da es ja die Sprache lernen möchte! Es ist spannend zu beobachten, wie Eltern Ausschau nach den Interessen ihres Babys halten. Dieses Interesse am Kind, lässt das Kind wissen, das es wichtig ist, was es mitzuteilen hat. Es bedeutet Wertschätzung und Respekt für dein Baby. Es fühlt sich wahr und ernst genommen – und das ist wieder ein wichtiges Element für eine gute, tragfähige und starke Beziehung.

Babyzeichen sind ein Angebot ans Babys

Mein liebster Hinweis zum Thema Babyzeichensprache: Es ist ein Angebot für die Babys, sich mitzuteilen. Es gibt Kinder, die einfach lieber sprechen wollen (was auch mit Babyzeichen das Ziel ist!) und entsprechend wenig oder gar nichts zeigen. Babyzeichen sollen natürlich bei der Kommunikation unterstützen! Wenn dein Baby dir ein „bababa“ entgegenschmettert, ist wahrscheinlich nicht immer sofort klar, was gemeint ist. Es könnte der Bagger aus dem Sandkasten gemeint sein. Es könnte aber auch der Papa gemeint sein. Oder vielleicht auch der Opa? Möglicherweise möchte dein Baby einen Banane? à Worauf ich hinaus möchte, selbst wenn Babys mit dem Sprechen anfangen, können Babyzeichen dir und deinem Baby helfen, einander schneller zu verstehen.

Babyzeichen sollen Spaß machen!

Ich sagte mal zu meiner Tochter „komm, wir gehen die Paprika schneiden“ und sie sah mich entsetzt an mit dem Zeichen für „Papa“?
Für sie wahrscheinlich gar nicht so lustig, aber trotzdem konnten wir so ganz schnell das Missverständnis auflösen, indem wir in die Küche gingen und ich ihr die Paprika zeigte.

Interessen der Babys sind unterschiedlich

Der Jüngste im Bunde fand irgendwie sämtliche Zeichen uninteressant bis zu dem Tag, als er an unserer Kellertreppe stand und begeistert das Zeichen für „Waschmaschine“ machte, weil er sie hören konnte – das war sein erstes Zeichen und da lag offensichtlich sein Interesse!

Babys haben ganz unterschiedliche Interessen und Babyzeichen können dir dabei helfen, die Interessen deines Babys herauszufinden. Eine wunderbare Basis, um eine Beziehung zu vertiefen! Schließlich kommst du mit all dieser Erfahrung zu genau dem Thema, wofür sich dein Baby interessiert. Ich bin mir sicher, dass auch du über Hunde, Kühe, Autos, Licht, Züge, Bücher so ziemlich alles weißt, was dein Baby von dir darüber wissen möchte.

Alltag mit Babyzeichen

Nutzt die Babyzeichen, die euch im Alltag helfen könnten, Situationen vorzubereiten oder auch Dinge zu erklären.
Ein Baby, welches einfach aus dem Nichts hochgenommen, aus dem Spiel gerissen wird, um mal eben das Stinkerchen zu beseitigen, das wird vielleicht nicht sehr erfreut darauf reagieren. Babyzeichen können dir helfen, das Wickeln anzukündigen (zugewandte Kommuniaktion) und vielleicht auch die 10 Sekunden noch zu warten, bis dein Baby zu dir kommt.

Fazit:

Wenn du Babyzeichen mit deinem Baby nutzen möchtest – dann leg los! Es gibt nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Ihr gewinnt eine aktive Kommunikation, die geprägt ist von Respekt & Wertschätzung. Du gewinnst das Interesse deines Babys, weil du immer wieder neue lustige Zeichen in Lieder packst und euren Alltag damit schöner machst. Du gewinnst unheimlich schöne Babyzeichenmomente, die dir einfach niemand mehr wegnehmen kann.

Und deswegen noch mein allererster Babyzeichenmoment vor knapp 11 Jahren:

Ich sitze mit meiner Tochter am Mittagstisch und als ihr Teller leer ist, zeigt sich plötzlich das Zeichen für „nochmal“ / „mehr“. Ich schaue sie baff an und grinse breit wie ein Honigkuchenpferd! Und frage noch mal nach „du möchtest „mehr“?. Sie bestätigt mit ihren kleinen Händchen „nochmal“. Ich gebe ihr also natürlich den Nachschlag. Dieser ist verputzt und sie verlangt „mehr“. Ich bin sehr verwundert und bringe ihr noch mal Nachschlag…
Insgesamt wollte sie 4 x Nachschlag an diesem Tag. Ich vermute, dass sie längst satt war. Ich bin mir sicher, dass sie einfach genauso erstaunt über unseren Moment des „ich verstehe dich“ war, dass sie auf Nummer sicher gehen wollte, dass das Dinge mit der Babyzeichensprache wirklich funktioniert. Und was bleibt da zu sagen als – ES FUNKTIONIERT!

Probiert es aus und vor allem habt Spaß miteinander und mit den Babyzeichen!

Julia

Ps.: Wenn du gerne einen Kurs besuchen möchtest, schaue hier auf der Homepage zur Babyzeichensprache nach deinem Wohnort, es gibt bestimmt auch in deiner Nähe eine Kursleiterin. Kommst du bei mir aus der Nähe, dann schaue gerne auf meiner Homepage beziehungsfreude.de

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